Jürgen Jürgens

Jürgen Jürgens (5.10.1925 – 4.8.1994)


Künstlerischer Leiter von März 1955 bis August 1994


Jürgen Jürgens war der Gründer  des Monteverdi-Chor Hamburg, den er fast 40 Jahre bis zu seinem Tod im Jahr 1994 leitete.


Er wurde in Frankfurt am Main geboren und erhielt seine musikalische Ausbildung auf dem „Musischen Gymnasium Frankfurt“ bei Kurt Thomas und studierte später bei Konrad Lechner an der Musikhochschule Freiburg.


Als Student gründete Jürgen Jürgens seinen ersten Chor an der Universität Freiburg und konnte mit diesem Chor bereits 1953 auf einem internationalen Wettbewerb in Rom einen Wettbewerbspreis erringen.


1955 gründete er in Hamburg den Monteverdi-Chor, der zunächst dem Italienischen Kulturinstitut angegliedert war. 1961 wurde Jürgen Jürgens zum Leiter der Akademischen Musikpflege an die Universität Hamburg berufen. Von da an war der Monteverdi-Chor der Kammerchor der Universität. Daneben leitete Jürgens in dieser Funktion den großen Universitäts-Chor, das Sinfonie-Orchester der Universität und die von ihm ebenfalls gegründete Camerata Accademica Hamburg, ein Kammerorchester, das auf die historisch informierte Aufführungspraxis spezialisiert war und neben eigenen Konzerten auch den Monteverdi-Chor im In- und Ausland begleitete.


Jürgen Jürgens wurde 1966 zum Universitäts-Musikdirektor und 1973 zum Professor der Universität Hamburg ernannt. Neben seiner Tätigkeit als Chor- und Orchesterdirigent beschäftigte sich Jürgen Jürgens intensiv mit Fragen der historisch informierten Aufführungspraxis und hat eine Reihe von Werken des 17., 18. und 19. Jahrhunderts veröffentlicht, unter denen seine Ausgabe der „Marien-Vesper“ von Claudio Monteverdi, das „Stabat Mater“ von Domenico Scarlatti und die Erstausgabe von acht Madrigalen von Alessandro Scarlatti die bedeutendsten sind.


Mit dem Monteverdi-Chor und der Camerata Accademica hat Jürgens zahlreiche Fernseh-, Schallplatten- und Rundfunkaufnahmen gemacht, von denen etliche mit internationalen Preisen ausgezeichnet wurden und ihn und seine Ensembles weltweit bekannt machten. Berühmt machte ihn die Einspielung der „Il Vespro della beata Vergine“ (Marienvesper) von Claudio Monteverdi mit dem Monteverdi-Chor Hamburg und dem Concentus Musicus Wien, erschienen im Jahr 1967 zum 400. Geburtsjahr des Komponisten. Konzertreisen führten ihn und seine Ensembles in fast alle Länder Westeuropas, nach Osteuropa, in den Nahen und Fernen Osten, in die USA, nach Mittel- und Lateinamerika und nach Australien.

Er gab musikwissenschaftliche Gastvorträge und Dirigier-Meisterkurse und leitete Chorseminare im In- und Ausland, war Gastdirigent bei deutschen und europäischen Rundfunk- und Amateurchören sowie Jury-Präsident und Juror in diversen Chorwettbewerben.


Obwohl er die Musik zu seinem Beruf machte, hatte er zeitlebens literarische Ambitionen. In seinen schriftlichen Schöpfungen und seinen spontanen Äußerungen vor allem in den Proben zeigte er auf vielfältige Weise seine Passion für Wortspiele, an der Verknüpfung von skurrilen Ideen. Der nie versiegende Wortwitz ist mit Jürgen Jürgens und seiner musikalischen Arbeit untrennbar verbunden. Zu unbestreitbarer Meisterschaft brachte er es auf dem Gebiet des Schüttelreims. Einige wurden verewigt in seinem Buch „Mit Spöttergeist man Götter speist“, erschienen 1991 im Casimir Katz Verlag. Sein wohl kürzester Schüttelreim kann zugleich als sein musikalisches Credo gelten: „Keiner, der wie Monteverdi“.


1985 wurde er vom Senat der Freien und Hansestadt Hamburg für seine künstlerischen Verdienste um die Stadt Hamburg mit der Senator-Biermann-Ratjen-Medaille geehrt, 1991 mit der Johannes-Brahms-Medaille.


Beigesetzt wurde er auf dem Hauptfriedhof Ohlsdorf in Hamburg.


Sein Leben und sein Werk wurden 20 Jahre nach seinem Tod mit dem Buch „JüJü  Jürgen Jürgens, der Monteverdi-Chor Hamburg und die Akademische Musikpflege der Universität Hamburg von den Anfängen bis 1994“ gewürdigt mit Beiträgen und Erinnerungen von  Chor- und Orchestermitgliedern, Gesangssolisten, Profimusikern und anderen Weggefährten, mit einem Beitrag der Monteverdi-Forscherin Prof. Dr. Silke Leopold, einer Chronologie aller Choraktivitäten und Repertoirelisten aller Ensembles, einer Diskografie und einem Verzeichnis aller Editionen von Jürgen Jürgens (erschienen 2015 bei Books on Demand ISBN 978-3-7347-7093-7).


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